
Asperger-Autist:innen wollen maturieren
Am Samstag, den 02. April 2022 findet von 11:30 Uhr bis 15:00 Uhr im Haus Bethanien des Diakoniewerkes Gallneukirchen, anlässlich des Welt-Autismus-Tages, eine Informationsveranstaltung zum Thema Bildung auf Maturaniveau für Menschen im Autismus-Spektrum statt.
Wenn ein Mensch mit der Diagnose Asperger-Autismus eine weiterführende Ausbildung nach der Pflichtschule starten will, dann stellt das die Eltern und Begleitenden oft vor große Herausforderungen. In Einzelfällen gelingt es und zwar dann, wenn sich die Schule und die Pädagog:innen die Zeit nehmen können, auf die Bedürfnisse der Menschen individuell einzugehen. Das erfordert viel Bewusstsein beim Umfeld der Betroffenen und ausreichend Ressourcen des Bildungssystems. Viele Menschen im Autismus-Spektrum erhalten diese notwendige Unterstützung und Förderung nicht und verbringen so die meiste Zeit zu Hause, verlernen dabei bereits erlernte Fähigkeiten und werden häufig in die Erwerbsunfähigkeitspension geschickt. Betroffene wünschen sich, ein Teil der Gesellschaft zu sein, etwas beizutragen, einfach teilzuhaben. Auch für sie ist mit der Höhe des Bildungsgrades eine größere Chance auf Berufsausübung im Erwachsenenalter verbunden.
Dieser Problemstellung haben sich vier Schüler:innen der Schule für Sozialbetreuungsberufe des Diakoniewerks gewidmet und haben gemeinsam mit Betroffenen erarbeitet, wie die idealen Rahmenbedingungen zur Erreichung der staatlich anerkannten Reifeprüfung aussehen müssten. Die Veranstaltung stellt einen wertvollen Impuls zur Verwirklichung einer derartigen Bildungseinrichtung dar. Das Ziel der Projektgruppe ist es, den Bedarf einer Bildungseinrichtung für Menschen im Autismus-Spektrum aufzuzeigen und ein Folgeprojekt zu initiieren und einen Träger zu finden, der eine derartige Einrichtung gründen möchte.
"Wir waren über die überwältigende Resonanz beeindruckt. Das Thema trifft so viele wissbegierige junge Menschen in ganz Österreich. Es gab sogar schon die ersten Anmeldeanfragen von Eltern, die selbst einen Umzug nach Oberösterreich dafür in Erwägung zogen. Wir sehen hier einen großen Handlungsbedarf!", so Projektleiter Werner Straub. Eine ähnliche Einrichtung gibt es derzeit in ganz Europa nicht, zeigen die Recherchen der Projektgruppe. Tatkräftig unterstützt werden die Schüler:innen dieses Diplomprojektes von der Fotokünstlerin Doris Reinthaler und der Autistenhilfe OÖ.
Gratulation für das Projekt gibt es auch Markus Kapsammer, Direktor der Schule für Sozialbetreuungsberufe, Behindertenarbeit & Behindertenbegleitung: „Bei diesem Projekt geht es um den Abbau von Barrieren, mit denen besonders Menschen, die nicht der Norm entsprechen, nach wie vor konfrontiert sind. Ein aktuelles und brisantes Projekt – da kann ich nur gratulieren!“
Athena, 16 Jahre, will Meeresbiologin werden
Athena S. steht aktuell genau vor den hier beschriebenen Herausforderungen, sie möchte eigentlich gerne eine weiterführende Ausbildung erhalten. Athena hat die Diagnose Asperger-Autismus im Alter von 12 erhalten. Nach dem Abschluss der Neuen Mittelschule, wollte sie gerne die Ausbildung an der Oberstufe eines Gymnasiums absolvieren. „Wie willst Du denn Meeresbiologin werden, wenn Du noch nicht einmal schwimmen kannst?“, ist ein für Athena S. prägender Satz, den eine Pädagogin zu ihr während ihrer Volksschulzeit sagte.
Letztendlich waren es die fehlenden Ressourcen, trotz Bemühungen Seitens der Schule, die es nicht ermöglichten auf die Bedürfnisse der Schülerin einzugehen. Eine weitere Ausbildung im Rahmen des Regelsystems Schule ist somit in ihrem Fall leider keine Option mehr. Diese Erfahrung ermutigte sie und gab ihr den Antrieb und die Motivation bei diesem Diplomprojekt mitzuwirken. Nach dem Motto „Jetzt erst recht!“ und ja, Athena will nach wie vor gerne Meeresbiologin werden.