
Humanitäres Kraftwerk
Bei einer Pressekonferenz zogen die Kooperationspartner eine Zwischenbilanz zum Nachbarschaftshilfe-Projekt #salzburggehörtzusammen. Fazit: Das humanitäre Kraftwerk hat vielen Menschen geholfen.
Das Kooperationsprojekt #salzburggehörtzusammen, das in den Corona-Wochen von Stadt, den Bewohnerservice-Stellen, dem Diakoniewerk und der österreichischen Hochschüler*innenschaft Salzburg ins Leben gerufen wurde, war für viele Salzburger*innen in den Wochen der Ausgangsbeschränkungen eine große Hilfe. Das Team aus mittlerweile rund 1.000 Freiwilligen hilft in dieser außergewöhnlichen Situation den Menschen in dieser Stadt, die es brauchen.
„Salzburg gehört zusammen, das ist und war immer unser Motto, um denen zu helfen, die es in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen am dringendsten benötigten“, so eröffnete heute Stadträtin Hagenauer einen Medientermin beim Bewohnerservice in Lehen und weiter: „Unsere Angebote bestehen auch in dieser Phase der Lockerungen weiterhin.“
Viele ältere Menschen, aber auch Alleinerziehende mussten während des Lockdowns Unterstützung durch die Hotlines der Stadt und durch Freiwillige in Anspruch nehmen.
Bei der Hotline der Senioren*innen-Betreuung haben seit dem 16. März rund 2.500 Personen um Rat und Tat angefragt. Knapp 150 Hilfs-Interventionen wurden von unserem Kompetenz-Zentrum für die ältere Generation an das Team der Freiwilligen übergeben. Auch gut angenommen wurde das Bargeld-Service, welches in Kooperation mit den Salzburger Banken und Sparkassen vertraulich angeboten wurde. Vertrauenspersonen der älteren Menschen erledigten - ausgestattet mit einer Vollmacht – die dringend notwendigen Bank- und Bargeldgeschäfte.
Freiwillig helfen als Salz in der Suppe
Die angebotene Unterstützung war beeindruckend: In den ersten 72 Stunden meldeten sich 460 Freiwillige beim Diakoniewerk, bis Ende April waren 1.050 Menschen in der Freiwilligen-liste registriert. Die Freiwilligen versorgten über 200 Senior*innen und Risikopatient*innen mit Einkäufen, damit sich diese nicht selbst gefährden. Es gab aber auch zahlreiche andere Anfragen und das Nachbarschaftsprojekt wurde laufend erweitert. „Unsere Mitarbeiter*innen haben viel Erfahrung in der Sozialberatung und im Freiwilligenmanagement. Mithilfe der Kooperationspartner konnten wir schnell und unbürokratisch auf verschiedene Bedürfnisse reagieren“, sagt Michael König, Geschäftsführer des Diakoniewerks Salzburg. Es wurden Angebote für Alleinerzieher*innen, Familien mit schulpflichtigen Kindern, Menschen in systemrelevanten Berufen, Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, Menschen mit geringen Deutschkenntnissen sowie für gehörlose Menschen angepasst und initiiert. Besonders hilfreich war auch die Zusammenarbeit mit der ÖH Salzburg. „Die Studierenden brachten sich als freiwillige Einkäufer*innen oder auch als Lernbegleiter*innen ein. Dadurch sind generationsübergreifende Begegnungen entstanden, die bei Jung und Alt schöne Eindrücke hinterlassen haben. Ich bin mir sicher, dass diese Nachbarschaftshilfe nach Corona weiterwirken wird. Dafür sprechen viele Rückmeldungen von Senior*innen und Freiwilligen. Einige Senior*innen wünschen sich über Corona hinaus einen telefonischen Besuchsdienst“, berichtet König. Die Hotline #salzburggehörtzusammen war vom 16. März bis zum 6.April sieben Tage die Woche von 8 bis 20 Uhr erreichbar. Seit dem 1. Mai läuft es in der Seniorenberatung in der Faberstraße bei den Öffnungszeiten wieder den Normalbetrieb (Montag 7.30 - 16.30 Uhr, Dienstag - Donnerstag 7.30 - 16.00 Uhr & Freitag 7.30 - 13.30 Uhr).
Neue Ideen und Projekte angedacht
Die erfolgreiche Plattform soll auch über die Krise hinaus bestehen. Gemeinsam werden bereits Vorschläge und mögliche Projekte für die nächsten Wochen und Monate, aber auch für die nächsten Jahre angedacht. Ein mögliche Idee, die gerade diskutiert wird, ist ein Buch-Bring-Service für die Stadt:Bibliothek in Lehen. Für die Sozial-Stadträtin steht fest, dass es weitere Projekte geben soll und muss. „Wir müssen die Angebote im Bereich der sozialen Jugendarbeit genauso ausbauen, wie die mögliche Vernetzung von ,Freiwilligen-Können‘ mit denen, die Hilfe brauchen und annehmen. Das ist für mich soziale und nachhaltige Stadtentwicklung, denn unser Salzburg ist nur so gut, wie die Menschen, die hier zusammenleben und das soziale Engagement der Leute ist das Salz in dieser Suppe, das diese Stadt so auszeichnet“, so Hagenauer. Sie erinnert daran, dass viele Projekte von den Bewohnerservice-Stellen, wie das Repair-Cafe oder das Konflikt-Vermittlungs-Projekt „wenn Nachbarn nerven“ von diesen brummenden Stadtteil-Motoren umgesetzt werden. Auch sehr erfolgreich ist die BWS-Schutzmasken-Produktion im BWS in Lehen: Mittlerweile sind schon über 1.500. Masken fertiggestellt und verteilt. 26 Freiwillige aus der gesamten Stadt Salzburg, Wals und Bergheim haben mitgemacht und ihre Masken per Post geschickt oder persönlich im BWS abgegeben. Viele nutzen dabei die Nähanleitungen auf der Website oder realisierten Eigenkreationen. „Gemeinsam löst Salzburg die großen Herausforderungen. Das war schon 2015 so und auch in der Corona-Krise zeigte Salzburg wieder sein schönstes Gesicht. Ich sage hier noch einmal Danke an das Team der Seniorenbetreuung, für das tolle Engagement der Freiwilligen und Danke an das Diakoniewerk für die erfrischende Zusammenarbeit, die wir gerne weiterführen werden“, so Stadträtin Hagenauer.
Faktenbox mit Stand 30. April 2020:
* 2.439 telefonische Beratungen
* 143 Vermittlungen an Freiwillige
* 1.050 Freiwillige wurden insgesamt registriert
* 213 Tandems vermittelt (zum Teil sehr komplexe Situationen und inkl. 4 Quarantänefälle)
* 100 Freiwillige aus den div. Bezirken an Gemeinden vermittelt
* 183 Freiwillige für die Lernbegleitung registriert, 76 Lern-Tandems gematcht
* Dutzende Freiwillige wurden an andere Einrichtungen und Kooperationspartner weitervermittelt
* Aktuell wurden über 1.500 Masken im BWS produziert
* Auch die anderen BWS haben ihre „Näh-Netzwerke“ aktiviert und die Nachbarschaften mit Masken versorgt