
Ines Klinger erzählt - Mein Freiwilliges Soziales Jahr
Ines Klinger bereichert mit ihrer fröhlichen und kommunikativen Art die Hausgemeinschaften im Haus am Ruckerlberg. Im Interview erzählt sie über ihre Motivation zum Freiwilligen Sozialen Jahr, was junge Menschen von der älteren Generation lernen können und warum sogar Putzen Spaß machen kann!
Bitte stell dich kurz vor:
Ich heiße Ines Klinger, bin 19 Jahre und wohne in Hart bei Graz mit meinen Eltern und meinem jüngeren Bruder. Seit Mitte Februar absolviere ich das Freiwillige Soziale Jahr im Haus am Ruckerlberg.
Was war dein Weg bis jetzt?
Nach der Matura am Wiku Graz habe ich ein Semester TU Graz Software Engineering studiert. Die Studienwahl war eine vorschnelle Entscheidung.
Warum hast du dich für das FSJD entschieden?
Das Studium an der TU hat nicht gepasst. Ich war im Lockdown ohne Kontakte zu anderen Studierenden und Studienanfänger*innen. Lehrveranstaltungen fanden nur online statt. Meine Familie und ich, wir waren alle vier zuhause. Ich wollte endlich wieder etwas Nützliches machen, wollte wieder Struktur im Alltag und vor allem Kontakte. Jetzt genieße ich wieder Kontakte – zu Bewohner*innen, Mitarbeiter*innen, den Zivildienern und der anderen Kollegin vom FSJ.
Das Freiwillige Soziale Jahr ist super. Wir leben in einer sozialen Gesellschaft, die auch von Solidarität getragen ist, und ich möchte dazu etwas beitragen. Über das FSJD bekomme ich auch Einblick in das Sozialsystem.
Warum gerade im Diakoniewerk?
Es war Zufall. Ich habe mich nach einer FSJ-Stelle umgehört und habe schnell einen Platz gebraucht. Hier habe ich rasch einen gefunden und mich auch von Anbeginn an wohl gefühlt.
Erzähl uns kurz, wie ein Tag im Haus am Ruckerlberg aussieht?
Ich arbeite Montag bis Donnerstag von 8.30 – 17.00, den Freitag habe ich meistens frei.
Ich darf Personen assistieren und unterstützen, die aktiv und selbständig sind. Hier erlebe ich den ganzen Tag über viel Abwechslung, arbeite in der Küche mit, schneide zum Beispiel den Salat.
Ich teile Essen aus, unterhalte mich und spiele mit den Bewohnerinnen und Bewohner. Ich habe sogar extra meine Kenntnisse im Schnapsen aufgefrischt. Außerdem gehe ich oft mit Bewohnerinnen und Bewohnern spazieren. Ich helfe in der Reinigung mit, beziehe Betten. Zwischendurch Putzen finde ich sogar ok, das ist richtig meditativ! So oft Betten bezogen wie hier habe ich in meinem Leben noch nie! Bei mir zuhause bin ich viel fauler (lacht).
Was mir gefällt: Hier treffe ich so unterschiedliche Menschen, auch Menschen mit Demenz. Schön finde ich, wenn sie Momente der Klarheit erleben, Sätze äußern und ich sie verstehen kann und sie mich. Ich rede viel mit diesen Menschen!
Es ist das erste Mal, dass ich so viel Kontakt mit Senior*innen habe. Ich finde es toll, wenn Menschen von ihrem Leben erzählen, das ist hochspannend. Ich kann viel von Menschen im Alter mitnehmen, die so viel Lebenserfahrung gesammelt haben. Die Senior*innen wiederum reagieren sehr positiv auf mich, ich kann ihnen Zeit geben und auf sie eingehen. Ich habe das Gefühl, dass ich ihnen Freude bereite und ihren Alltag bereichere.
Gibt es etwas, das dir besonders Spaß macht?
Mir macht alles Spaß, weil es so abwechslungsreich ist und ich am Alltag im Haus beteiligt bin. Das Beste ist für mich das Kommunizieren, weil ich dabei viel für mich mitnehmen kann. Besonders gerne lerne ich neue Bewohner*innen kennen. Mir ist wichtig, dass sie sich hier wohlfühlen. Ich erzähle dann auch gern von mir, sodass ein Kontakt entsteht. Leider reden die Menschen hier untereinander sehr wenig. Daher übernehme ich gerne die Rolle des Gesprächspartners.
Gibt es auch etwas, dass du weniger gerne machst?
Ich muss bei einer Dame täglich das Bett frisch beziehen, weil es öfter nass wird.
Warum würdest du das FSJD weiterempfehlen?
Das FSJD würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen. Ich habe selbst viele Freundinnen, die das FSJ gemacht haben. Für uns Junge ist es interessant, mit der älteren Generation zusammenkommen. Der Austausch ist für jeden bereichernd.
Wie sehen deine weiteren Pläne nach dem FSJD aus?
In diesem Jahr habe ich herausgefunden, dass sozialer Umgang mir sehr wichtig ist. Kommunikation macht meinen Tag einfach besser! Ich bin nach diesen langen Arbeitstagen erfüllt und kann sagen, heute habe ich etwas geschafft. Auch beruflich soll es in diese Richtung weitergehen, ich habe mich an der FH bzw. Uni für Wirtschaft und Sprachen angemeldet, aber auch für Psychologie.
Insgesamt kann ich sagen: Das FSJD war die perfekte Entscheidung für mich!